Dienstag, 25. Juni 2013

Memo zu Snowdens Heiligenschein

In einem bemerkenswert blauäugigen bzw. weinpredigenden Kommentar sieht der WDR-Korrespondent Horst Kläuser Ed Snowdens Heiligenschein fleckig werden.

Seine Argumentation stützt sich dabei im Wesentlichen auf zwei Punkte.

Erstens habe Snowden bewusst bei der NSA angeheuert um dann Whistleblowing zu betreiben.

Das soll ihm wirklich zum Vorwurf gemacht werden? Ein amerikanischer Bürger, der das Gefühl hat, da ist etwas massiv im Argen und der dann das betreibt, was Journalisten für sich selbst als Recht zu investigativem Journalismus reklamieren und öfters mit dem Traum an den Pulitzerpreis verknüpfen? Etwas, das gerade ein deutscher Journalist namens Günter Wallraff zur Perfektion gebracht hat, ohne den manche Missstände gar nicht aufgedeckt worden wären? Ok, ich kenne die deutsche Medienlandschaft zu wenig und weiß daher nicht, ob Kläuser et al. einen Vergleich mit Wallraff verkraften oder ihn naserümpfend als rufschädigend interpretieren.

Den zweiten Vorwurf interpretiere ich geradezu als perfid: Snowden ist nach China und Russland geflüchtet statt (so lese ich es jetzt heraus) seine Vorwürfe in den USA zu publizieren und sich dort rechtskonform waterboarden, schlafenziehen und entkleiden zu lassen, irgendwann gefolgt von einem Leben hinter Gittern oder ein Abschiednehmen davon via elektrischem Stuhl, Giftspritze oder ähnliches.

Er! ist! nach! China! und Russland! Na, selbstverständlich verfolgen diese Länder mit seiner Nicht-Auslieferung (Noch-Nichtauslieferung?) ihre eigenen Ziele. So what?

Wo ist die offizielle von EU- oder deutscher oder österreichischer Regierungsspitze vorgetragene Einladung an Snowden, sich als Zeuge einem inzwischen einberufenen Untersuchungsausschuss des nationalen oder EU-Parlaments zur Verfügung zu stellen?

Wo ist die Zusicherung an ihn, ihm in einem EU-Land seiner Wahl bei Stichhaltigkeit seiner Aussagen Asyl zu gewähren?

Wo ist der Diplomatenpass eines europäischen Landes, im Snowden Bewegungsfreiheit zu garantieren?

Ja, warum sitzen nicht ein paar EU-Granden im gleichen Flugzeug, mit dem Snowden nach Europa fliegt (von einer Sondermaschine will ich gar nicht reden), um zu verhindern, dass diese irgendwo von der US-Luftwaffe abgefangen wird?

Und, wenn der Mut schon nicht so weit reicht, wo bleiben Verurteilungen des Abhörens unbescholtener europäischer Bürger seitens offizieller Stellen der EU in einer ähnlichen Schärfe und Sprache, wie die Formulierungen aus Washington? Nichts, nix, niente, nada!

Wenn eine EU-Führung zu rückgratlos oder zu feige ist, um sich hier vor ihre Bürger und denjenigen, der das alles aufzeigt zu stellen, wozu brauchen wir dieses Gebilde dann?

Wir haben hier die Feiglinge auf der einen Seite und leider wieder den hässlichen Amerikaner auf der anderen Seite, was Jens Berger in Jagd auf Edward Snowden – Die Rückkehr des hässlichen Amerikaners hervorragend ausformuliert hat.

Der Verfasser dieser Zeilen verdankt wie Millionen Europäer seine Freiheit auch dem Opfer tausender amerikanischer Familien, deren Söhne, Väter, Brüder, Freunde im 2. Weltkrieg gefallen sind.

Das berechtigt aber die heutige Führung der USA nicht, so mit ihren Freunden umzuspringen. Hier muss man sagen: Stopp - zurück.

Dieses eloquent und wortmächtig zu sagen - das ist die Aufgabe von kritischen Journalisten, noch dazu von solchen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Und die sind es auch, die nicht nur Berichte über mangelnde Zivilcourage erstellen sollen, wenn jemand in einer U-Bahn-Station zusammengeschlagen wird und niemand hilft, nein, sie müssen auch ganz laut aufschreien, wenn jemand wie Snowden mit allem, was eine Supermacht aufzubieten hat, live und in HD gejagt wird und niemand hilft.

Dienstag, 18. Juni 2013

Über Menschen, die in Österreich 100% Steuern zahlen


In der Debatte um Verteilungsgerechtigkeit, hohe Steuersätze, wohlerworbene Rechte usw. wissen die wenigstens, dass es in Österreich eine Gruppe von Menschen gibt, die unter bestimmten Umständen 100 % (in Worten: hundert) Steuern für Teile des Einkommens zahlt.

Oder anders gesagt: Es gibt Menchen, die haben einen Grenzsteuersatz von 100 %.
Handelt es sich dabei um Leistungsträger? Definitiv ja. Sind es Millionäre oder Milliardäre? Definitiv nein. Es handelt sich um – Mindestpensionisten. Und das geht so:

Reicht eine erworbene Pension (Alterspension oder in sehr vielen Fällen Witwenpension) nicht aus, um derzeit 837,63 Euro zu erreichen (den sogenannten Ausgleichszulagenrichtsatz), so wird die Differenz als Ausgleichszulage bezahlt, um eben diese Mindestpension zu erreichen. Während aber dank des Wegfalls von Ruhensbestimmungen gut dotierte Pensionisten de facto dazu verdienen können, was sie wollen, ist das bei Ausgleichszulagenbezieherinnen natürlich ganz anders.

Hier kürzt jeder sonstwie verdiente Euro die Ausgleichszulage um genau 1 Euro. Will sich also eine Witwenpensionistin mit sagen wir 600 Euro Witwenpension z.B. als angemeldete Putzfrau etwas dazuverdienen handelt es sich dabei um reine Beschäftigungstherapie, denn die Rechnung schaut in etwa so aus:

Witwenpension 600,--. Arbeitseinkommen 0,--. Gesamteinkommen 837,63
Witwenpension 600,-- Arbeitseinkommen 100. Gesamteinkommen 837,63. Grenzsteuersatz 100 %.
Witwenpension 600,-- Arbeitseinkommen 267,63. Gesamteinkommen 837,63. Grenzsteuersatz 100 %.
Witwenpension 600,-- Arbeitseinkommen 268,63. Gesamteinkommen 838,63 (Wow!) Grenzsteuersatz 99,63 % (wird ja langsam besser!).
Ministerwitwenpension: 5000,--. Kürzung: 0,00 EUR.

Es geht aber noch besser:

Nehmen wir an, die genannte Witwe war die Ehefrau eines braven Arbeiters und Nebenerwerbslandwirts. Sie selbst hat als Kind die Kriegsjahre und Nachkriegsjahre mit Müh- und Not überlebt, nie die Chance auf eine tolle Ausbildung und einen tollen Beruf, aber ihr Leben lang bis zum Umfallen gearbeitet, um später zwei Kinder großzuziehen und mit dem Mann gemeinsam über die Landwirtschaft etwas Butter auf das Brot zu verdienen.

Das geplante Nachholen der nie stattgefundenen Hochzeitsreise im Alter fällt dann leider flach, weil der Gatte mit 48 Jahren an Krebs stirbt.

Mit den Kindern gemeinsam betreibt sie dann die Landwirtschaft weiter, um einigermaßen an die Mindestpension ranzukommen, denn wegen der Landwirtschaft wird ihr ja ein bestimmter Prozentsatz vom Einheitswert von der Ausgleichszulage abgezwackt.

Später sind die Kinder aus dem Haus und sie übergibt die Landwirtschaft an den Sohn. Die wirft zwar nichts mehr ab, eigentlich sogar im Gegenteil und Gott sei Dank mäht ein Bauer gratis die Fläche, auf der mal 300 Obstbäume standen und die jetzt Wiese ist.

Wird es jetzt was aus der Mindestpension? Mitnichten! Denn bis zum Lebensende der alten Dame wird ihr ein bestimmter Prozentsatz des Einheitswerts der Landwirtschaft zum Übergabezeitpunkt (!) als Einkommen angerechnet, da nennt sich "fiktives Ausgedinge" und macht einen knappen Hunderter im Monat weniger.

Und würde sich der Sohn nicht im Steuerrecht auskennen bzw. hätte Sie vor der Übergabe die letzten 20 Bäume nicht roden lassen und einen Fortschreibungsbescheid erstellen lassen, hätte es bei der Übergabe noch immer den Obstbauzuschlag für die gesamte ursprüngliche Fläche (unabhängig von der Zahl der Bäume) gegeben und somit bis zum Rest ihrer Tage, auch wenn alle Bäume schon verheizt wären einen weiteren Hunderter weniger bei der Pension.

Keine Sorge, die Dame um die es geht kommt Dank Wohnbeihilfe mit ihrer Pension aus und freut sich jetzt, in einer kleinen Wohnung in der Stadt zu leben, von wo aus sie noch alles zu Fuß erledigen kann und im Winter nicht mehr Holz zum Heizen schleppen muss. Und sie hat ja Gott sei Dank auch noch Kinder, die sie unterstützen.

Aber über sie redet komischerweise nie jemand, wenn es darum geht, dass die Leistungsträger in diesem Land zu sehr belastet sind.

Montag, 17. Juni 2013

Ein paar Fragmente zur Vermögenssteuer oder: Mitzis Nightmare

Maria Fekter reitet wieder. Bei der Suche nach der unintelligentes Beschäftigungsmöglichkeit im ganzen Universum wurde sie fündig: Es handelt sich um die Einführung einer Vermögenssteuer (siehe folgenden Artikel im Standard ).  
Nachdem meine Bewunderung dafür, soviel Dummheit in einen Vortrag zu packen, abgeklungen ist und damit mein weiterer produktiver Tagesverlauf nicht durch das Ärgern darüber zu negativ beeinträchtigt ist, habe ich mich entschlossen, eine Stunde zu opfern, und mal zwanglos ein paar Argumente gegen die Vermögenssteuer anzusehen.

Die Neiddebatte

Natürlich sind die Befürworter eine Vermögenssteuer lauter sozialschmarotzende Habenichtse, die den "Was war mei' Leistung-strägern" alles neiden, sie am liebsten in Sack und Asche sehen würden und sowieso.
Der Verfasser dieser Zeilen ist nicht vermögend, d'accord. Aber er zahlt schon brav einen 50%igen-Grenzsteuersatz und erfrecht sich daher sehr wohl, über den Begriff "Leistung" nachzudenken. Im Rahmen dieser philosophischen Überlegungen ist er zumindest schon zu ein paar Negativabgrenzungen gekommen:
Für mich fällt darunter definitiv nicht das Entschlüpfen aus der richtigen Gebärmutter, das Sammeln von möglichst vielen Konten in Steueroasen, die mit den Ersparnissen aus einem Ministergehalt dotiert sind, das Abcashen für hingerotzte Windows-Testseitenausdrucke (vulgo Vorkonzepte) etc. pp.
 Jedem/Jeder, der sein/ihr Vermögen mit ehrlicher Arbeit (auch anderer, wenn er die ordentlich bezahlt), innerhalb gewisser moralischer Grenzen erworben hat und dem Staat gibt, was des Staates ist, dem seien Millionen, Zig-Millionen und Milliarden und die daraus resultierenden Annehmlichkeiten sowie ein langes Leben herzlichst gegönnt.

Die Schon-aber-zuerst-dies-und-das-Debatte 

Viele weisen zu Recht auf Verschwendung in administrativen Bereich, auf ausgenützte Lücken im Sozialsystem usw. hin und verlangen, das zuerst hier Maßnahmen ergriffen werden müssen, dann könne man ja über dies und das langsam zu reden beginnen.
Hier gefällt mir die proaktive Herangehensweise besser. Eben zuerst in Vorleistung zu treten und dann mit Fug und Recht zu sagen: Jetzt seid aber ihr dran.
Ganz abgesehen davon vergessen viele Verfechter dieser Argumentation einen der wichtigsten Grundsätze der Betriebswirtschaftslehre: Dem Vorrang der Liquidität vor der Rentabilität. Beamtenabbau, Verwaltungsreform usw. haben eine längere Vorlaufzeit und bringen nicht sofort Geld in die Kassa oder behalten es dort. Sonst geht es einen wie Baron Rothschild (wenn nicht wahr, dann zumindest gut erfunden), der sich mal von seinem Chauffeur ein paar Münzen für eine Zeitung ausleihen musste, weil er nicht liquide war.
Ganz abgesehen davon, wenn wir uns darauf einigen, dass der Staat für seine Aufgaben (mehr) Geld braucht (spätestens dann, wenn vielfältige Garantien fällig werden – und sie werden fällig werden):
Woher soll es kommen? Vom Mittelstand über Einkommensbesteuerung? Von den unteren 20 % der Bevölkerung (einkommensmäßig gesehen), in dem man dafür sorgt, dass manche davon nicht erst ab dem 25. sondern schon ab dem 20. von Milch und Brot leben und sich zwischen Frieren und Hungern entscheiden müssen? Ja, liebe Landsleute, das gibt es bei uns. Schon mal gesehen, wie Leute Holzsteigen im Supermarkt einsammeln, weil sie die im Winter verheizen? Schon mal mit einer Supermarktkassiererin gesprochen, warum gegen Monatsende der Verkauf von Hunde- und Katzenfutter an Menschen, die gar kein Haustier haben, zunimmt?

Die Arbeitsplatz und Betriebsvermögensdebatte

Wer wird von den Gegner von Vermögenssteuern als in den Ruin getriebenes Opfer vorgeschickt: Richtig, die Kleinunternehmerin, die eine Vermögensteuer in den Ruin treiben würde.
An dem Argument ist aus meiner Sicht etwas dran. Es kann nicht sein, dass bei gesunkenen Renditen das Realvermögen aus dem produktiven Sektor  (man könnte auch sagen: die Hobelbank eines Tischlers oder ähnliche Vermögensbestandteile)  besteuert wird. 
Aber hey, liebe Regierung (genauer: liebe Legislative). Das kann man durch entsprechende Gesetze steuern. Bedenkt bitte, dass die Situation auch technisch eine andere ist als  vor 30 Jahren. Jeder Schüler hat heute in seinem Smartphone in etwa die Rechenpower, die der Finanzverwaltung vor dreißig Jahren zur Verfügung stand (ok, ist jetzt ein kleines Wenig übertrieben).
Wenn eure Legistiker das nicht schaffen, gebt das einfach ein paar Betriebswirten mit Wahlfach Finanzrecht im zweiten Studienabschnitt als Übungsaufgabe: Die freuen sich über einen Schein und ihr habt einen Gesetzestext.
Und wenn wirklich alle Stricke reißen und gar nichts mehr sonst geht, darf ich ganz leise das Wort "Verfassungsbestimmung" flüstern – falls man verlernt hat, wie das geht: Hier findet sich ein bekanntes Beispiel einer aus Gründen des Staatsinteresses und der nationalen Sicherheit knirschenden Zahnes in die Verfassung übernommenen Bestimmung (2. Seite, rechte Spalte, Punkt 9.)  aus dem Gelegenheitsbeförderungs-Gesetz 

 

Die Rehdebatte Teil 1

Natürlich zahlt niemand mit Begeisterung Steuern. Und bei wirklich Vermögenden zahlt es sich aus, Spezialisten zu beschäftigen und Gegenstrategien zu entwickeln.  
Deshalb teile ich hier die Sorge der Vermögensteuergegner durchaus:
Ich sehe schon den Pensionisten W. vor dem Abflugschalter Unmut auslösen, weil er die letzten Euro zusammenkratzt, um das Übergepäck für die zwei Dutzend Wiener Palais zu bezahlen, die er nach Singapur übersiedeln will. Seine eigene Villa passt ja Gott sei Dank noch ins Handgepäck.
 Ebenso ist die arme Witwe E. zu bedauern, die im Stau vor der österreichisch-schweizerischen Grenze keinen Schritt vor oder zurück kann, weil tausende Leidensgenossinnen ebenso wie sie versuchen, noch rechtzeitig ein paar tausend Hektar Wald auf dem Dachträger in die Schweiz zu bringen. Dabei muss sich die Frau auch noch von am Rad vorbeistrampelnden Attac-Jüngern verhöhnen lassen, die demonstrativ vor ihrem Autofenster aus Mineralwasserglasflaschen trinken. Und das alles, während Schüler in österreichischen Schulen fröhlich mitgebrachte Garderobehaken montieren, weil der Verwaltung das Geld fehlt. 

Die Rehdebatte Teil 2

Aber Reh ist natürlich nicht Reh, heutzutage ist es möglich, auf Knopfdruck innerhalb weniger Sekunden Millionen von einem Bankkonto auf das andere zu transferieren. 
Gekauft. Und hier wird ganz perfide mit dem Unwissen weiter Bevölkerungskreise gearbeitet. Schon mal von Planquadraten gehört? Es reichen wenige strategisch gut aufgestellte Polizeistreifen, um den gesamten Straßenverkehr in und aus einer Stadt zu kontrollieren. 
Solche strategischen Punkte gibt es auch im internationalen Zahlungsverkehr. Sie lassen sich sehr genau lokalisieren und hören auf den Namen SWIFT. Nie gehört? Doch. Denken Sie mal an die IBAN und die BIC auf einem Zahlschein. SWIFT ist eine internationale Genossenschaft der Geldinstitute zum Betrieb eines Telekommunikationsnetzes zwischen den Mitgliedern.
Details dazu sehr gut beschrieben auf Wikipädia: SWIFT Eine wichtige Erkenntnis ist: der gesamte internationale Zahlungsverkehr (ok, fast der gesamte) läuft über ein paar einzelne Server.
Wenn es also wirklich darum geht, Steueroasen trocken zu legen, so schafft das ein durchschnittlich begabter Systemadministrator in ein paar Minuten, auch wenn er sich dafür vorher noch den Bart aus dem Gesicht wischen, die Pizzaschachteln zur Seite schieben und die letzten Reste des verschütteten Colas aus der Tastatur tunken muss. Nur mit einem kleinen Programm, und das geht so:

Nimm die BIC der Überweisung
Schau in der Tabelle mit der schwarzen Liste nach, ob die BIC dort vorkommt.

Wenn nein: mach normal weiter
Wenn ja:
Überweisung ablehnen
Nachricht an den Überweiser (die steht dann am Kontoauszug): "Du nix überweisen Geld auf Konto in Schwarzgeldoase! Ich dich rollbackworken!"
Ist der Fies-Modus aktiv
Wenn ja: Kleines Mail an die Behörde des Absenderlandes absetzen: "Liebe Mitzi! Der kleine Stinker <VORNAME> <NACHNAME> wollte Geld in eine Steueroase überweisen!"


An ein paar Schrauben muss man natürlich noch zusätzlich drehen aber lassen Sie mich die Gesamtthematik so beschreiben: 
Würden Sie einem Tischler einen Tisch abkaufen, der behauptet, es sei unmöglich solche mit vier Beinen zu bauen? 
Würden Sie brav in der Autowerkstatt den Tausch des Motors zahlen, wenn der Mechaniker sagt, die Kerzen seien verschmutzt und das ginge leider nicht anders?
Eben.

Die Quadrillionen-Beamten-Debatte

Wenn man der p.t. Verwalterin unserer Kiesel glaubt, so bedürfe es Unmengen von Beamten, um die Datenflut zu beherrschen und die Inhalte der Datenfriedhöfe zu exhumieren. Mein sechsjähriger Sohn verwendet für "viel" immer den Begriff Quadrillionen.
Brauchen wir wirklich so viel Personal? Ja, wenn wir uns die Daten per Diskette (sic!) und Brieftauben schicken lassen, deren Inhalte dann von Sekretärinnen ausgedruckt, in Word abgetippt, gedruckt, eingescannt etc. pp. werden. 
Daher, liebe Frau BMF sprechen Sie mir bitte zwei ganz schwierige Abkürzungen nach: E-D-I (englisch, daher Ihhhh-Dieeee-Ei) und X-M-L (zwar auch englisch, aber trotzdem meist Ix-Em-Elllll). 
Das sind genormte Datenformate. Da weiß dann der Computer z.B. dass von Stelle 25 – 40 eine Steuernummer steht, von Stelle 50 - 70 ein Betrag, bei dem die letzten beiden Stellen die Nachkommastellen sind usw. usf. Und das sauschnell!
Das haben Sie sogar im Haus. Jeder kann auf www.bmf.gv.at dort z.B. die XML-Spezifikation für die elektronische Steuererklärung runterladen. Ich weiß das, weil ich selbst mal für einen Kunden ein Programm geschrieben habe, das seine Steuererklärungen bei Ihnen abholt, in die einzelen Informationsbrocken zerlegt und verbucht.
Und EDI ist sowieso der Mörderhammer. Ich betreue Kunden, die schicken pro Tag ein paar Hunderttausend Rechnungen, Lieferscheine, Bedarfsanforderungen an ihre Geschäftspartner und dort ist das schwupp-di-wupp verarbeitet.
Also bitte nochmal nachfragen, bevor sie solche Argumente bringen.

Die Substanzsteuer-Diskussion

Dass in Zeiten von Negativzinsen jede noch so minmale Steuer durchaus auf die Substanz gehen kann, ist eine Binsenweisheit und auch hier wären legistische Vorkehrungen zu treffen. Machen wir aber mal eine einfache Rechnung auf, um die Bedrohung durch eine Vermögenssteuer zu skizzieren.
In einer steuerlosen Zeit macht jemand mit einem Vermögen von 1000 EUR und fünf Prozent Rendite 50 Euro pro Jahr. Davon schnappt sich der böse Staat 50 %, bleiben also 25 Euro oder 2,5 % Nettorendite über.
Jetzt kommen diese Linkslinken und wollen 0,5% Vermögenssteuer. An der Ertragssituation ändert sich nichts. Bleiben also 25 Euro netto übrig. Jetzt kommen aber noch 5 Euro Vermögensteuer hinzu. Die wird der "Reiche" natürlich nicht zahlen, indem er ein paar Ziegel aus einem Haus bricht, sondern von den 25 netto cash. Bleiben jetzt aber nur mehr 20 Euro. Die gesamte Nettorendite sinkt also auf 2,0 % (Geld hat kein Mascherl).

Reichen-Epilog

Ich bin jetzt mal so mutig und traue mich zu behaupten, dass es genug Reiche gibt, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind, und gerne ein wenig mehr an Steuern zahlen, damit es allen in diesem Land gut oder vielleicht sogar etwas besser geht.
Früher haben diese Menschen Schulen, Wohnhäuser und Spitäler gebaut. Heute stehen sie zu Ihrem Reichtum aber auch zu ihren Aufgaben und zu ihren Leuten.
Mein Paradeunternehmer in diesem Sinne, Wolfgang Grupp, kommt zwar aus Deutschland, ich möchte Ihnen eine Diskussion mit ihm als Teilnehmer aber nicht vorenthalten: http://www.spiegelfechter.com/wordpress/2057/der-anachronist-und-die-talkshow
Wem das Wohl der Gesellschaft wurscht ist und wer die Neureichen und Abzocker schützen will, der soll einfach zu seiner Zielgruppe stehen. Das ist ein legitimes politisches Interesse, nur dann sollte man für dieses wenigsten mit offenem Visier kämpfen.

Freitag, 14. Juni 2013

Beweissicherung á la USA...

Ein entfernter Bekannter von mir kennt jemand, von dem er gehört hat, dass derjenige jemanden kennen soll, der mit der Freundin eines Taxifahrers in die Schule gegangen ist, die wiederum,...

Egal, um es abzukürzen: Er hat mir folgendes durch einen zufälligen Ohrenzeugen angefertigtes Gesprächsprotokoll zukommen lassen:

Lucy: Department of Defense, Helpdesk, mein Name ist Lucy. Es ist mir eine Freude, für Sie tätig sein zu können. Danke, dass Sie den Helpdesk angerufen haben. Wir sind gerne für Sie da. Womit kann ich Ihnen helfen?

John: Ja, hallo? Hier ist John. Ich hab eine Problem. Ich bin Ferialpraktikant im DoS.

Lucy: Das ist ja nichts Schlimmes, so hat fast jeder mal angefangen.

John: Nicht das ist das Problem, sondern eine Aufgabe, für die ich jetzt eine Stunde Zeit habe.

Lucy: Ach so. Was ist so schlimm daran?

John: Ich muss innerhalb einer Stunde Beweise für einen Giftgaseinsatz der syrischen Regierung gegen die Rebellen finden und öffentlichkeitswirksam aufbereiten. Aber ich arbeite erst seit zwei Tagen da und hab noch keinen User für den Spionagesatelliten, die Analysen der Spezialeinheiten usw.

Lucy: Geh', das brauchst ja alles nicht.

John: Wie bitte?

Lucy: Hast schon einen Laptop?

John: Ja

Lucy: Kennst du dich in Powerpoint aus?

John: Ein wenig. Hab mal für den IWF gejobbt und ein Konzept für einen Flecken Erde mit komischer Schrift da irgendwo unten, wie heißt das schnell, Ganymed, nein, Moment, Pollux, nein, jetzt hab ich es: Europa..

Lucy: Willst mir deine Lebensgeschichte erzählen oder unserem POTUS helfen? Also. Mach mal Powerpoint auf.

John: Erledigt.

Lucy: Mach mir einfach alles nach. Wenn es zu schnell geht, schreist einfach, ok?

John: Ok!

Lucy: Datei -> Öffnen. Dann müsst es da ein Netzlaufwerk PRISM (P:) geben!

John: Hab ich!

Lucy: Gut, weiter: pisstake\world\un\archive

John: Moment, nicht so schnell. Ja, hab ich!

Lucy: CollinPowell\Irak\Plenum 2003-02-06 Final 9.5.pptx

John: Da steht "Datei sollte nur schreibgeschützt.."

Lucy: Klick einfach auf "Ja".

John: Ok.

Lucy: "Ja!".

John. Sag ich ja, ok, ja!

Lucy: [Kaum hörbar, offenbar zur Seite gedreht] Diese Newbies!

Lucy: Wow, schaut das imponierend aus!

Lucy: Gell, ja. Bin stolz auf meine Tochter, die hatte da eine Hausübung am College. Aber zurück zu uns. Wir arbeiten sicherheitshalber mit einer Kopie: Datei -> Speichern unter. Leg's einfach am Deskotp ab. Ich mach dir dann für die Endversion ein passendes Verzeichnis, werd es AxisOfEvil nennen oder vielleicht OurSonOfABitch.

John: Hab den Namen Proof-Poison-Gas-Syria Draft 1.0.pptx genommen.

Lucy: Toll, wirst es noch weit bringen. Aber uns läuft die Zeit davon, also los:

John: Ok, äh, Ja.

Lucy: Karteireiter Start, dann ganz rechts außen am Ribbon: Ersetzen.

John;: Ok.

Lucy: Suchen nach: Irak. Ersetzen durch: Syria, Alle ersetzen.

John: "Powerpoint hat die Suche in der Präsentation beendet. 15 Begriffe wurden ersetzt."

Lucy. Funzt ja. Jetzt nochmal mit weapons of mass destruction.

John: Aber das ist ja Giftgas auch.

Lucy: Stimmt. Können wir uns sparen. Aber sicherheitshalber, falls wer genauer liest: "nuclear weapons" ersetzen durch "toxic gas".

John: 18 Treffer. Jetzt noch den Typen da, wie heißt der Boss von denen?

Lucy: Merkel?

John: Nein, das ist ja eine Frau. Moment, hab's gleich. Sarkozy. Nein. Gorbatschow. Auch net. Was kürzeres.

Lucy: Karsei?

John: Nein, jetzt hab ich es: Assad. Jetzt kann ich es schon selbst. Suchen nach: Saddam. Ersetzen durch: Assad. Alle ersetzen. Wow: 278 Ersetzungen.

Lucy: Gut, dann hätten wir es ja.

John: Aber die Landkarte auf Slide 5, die zeigt doch den Irak!

Lucy: Willst jetzt Waffenlieferungen und einen Militäreinsatz rechtfertigen oder eine Doktorarbeit schreiben?

John: Bin ich der Gutenberg?

Lucy: Eben, also..

John: Moment, aber das Foto da in der Fußnote, das ist doch der Saddam!

Lucy: Na und? Schaut dieser Assad aus wie ein Moslem?

John: Keine Ahnung, den hab ich weder als Freund bei Facebook noch als Follower bei Twitter. Aber ich glaub schon.

Lucy: Na eben, dann passt es ja. Wichtig: Das File muss irgendwie toll benannt werden, mach aus Draft 1.0 lieber Final Version 24.8 Revision 98

John: Wow, Super. Du, ich dank Dir 1000mal! Like! +1! Darf ich dich mal zum Kaffee einladen?

Lucy: Wie war das jetzt? Soll ich Dich wegen Belästigung melden?

John: Entschuldige, war nicht so gemeint. Dann wär ich fertig. Echt super, du!

Lucy. Gern. Baba. Mission accomplished!

Donnerstag, 13. Juni 2013

Von Obstbauern und Obstbäumchen, Fussballtrainern und Talenten und Volksschullehrern und Kindern

Nur der wird langfristig Erfolg haben, der bereit ist, seinen Bäumchen jeden Tag 'Grüß Gott' zu sagen.
(Friedrich König: Obstbau heute).

In der an die Unendlichkeiten des Weltalls erinnernden Geschichte der Idiotien des österreichischen parteipolitikverseuchten Bildungswesens ist es nicht einfach, noch eines drauf zu legen. Aber der ÖVP ist dieses Kunststück kürzlich gelungen.

Gefordert wurde nichts anderes als die unterschiedliche Bezahlung von Lehrerinnen und Lehrern – und zwar nicht in Abhängigkeit von Ausbildung, Leistung oder besonderem Engagement; nein, der Schultyp soll die determinierende Komponente sein.

Die Leidtragenden wären die Pädagoginnen und Pädagogen der Elementarschulen. Die sollen nämlich weniger verdienen, weil offenbar haben die eh nur mit den kleinen Gschrappen zu tun, und das Bisschen Lesen-und-Schreiben-Beibringen ist nun mal kaum der Rede oder gar eine tolle Bezahlung wert.

Würde ein verantwortungsvoller Obstbauer das Pflanzen und die Baumpflege sowie den Baumschnitt der ersten Jahre vernachlässigen und durch niedrige Bezahlung seiner Mitarbeiter gering schätzen?

Nein, würde er nicht. Denn er weiß, wie wichtig diese ersten Phasen sind und das alles, was nachher kommt, nur darauf aufbaut und auch beste Pflege und Korrekturschnitte im weiteren Lebenslauf des Baumes nie mehr aufholen können, was am Anfang versäumt wurde. Ganz im Gegenteil: Er würde die besten Leute einsetzen und sie fürstlich honorieren (finanziell und ideell).

Würde ein verantwortungsvoller Fußballmanager das Training der Talente in den ersten Jahren vernachlässigen und durch niedrige Bezahlung seiner Trainer gering schätzen?

Nein, würde er nicht. Denn er weiß, wie wichtig die ersten Phasen sind und das alles, was die späteren Trainer machen, nie mehr aufholen kann, was am Anfang versäumt wurde. Ganz im Gegenteil: Er würde die besten Trainer einsetzen und sie fürstlich honorieren (finanziell und ideell).

Würde ein verantwortungsvoller Polier das Errichten des Fundaments eines Wolkenkratzers vernachlässigen und durch niedrige Bezahlung der Bauarbeiter gering schätzen?

Nein, würde er nicht. Denn er weiß, dass man kein Monument aus Ziegeln, Holz, Stahl und Glas auf einem schlechten Fundament bauen kann. Ganz im Gegenteil: Er würde die Errichter des Fundaments toll bezahlen und voll Hochachtung über sie sprechen.

Und wir, bei unseren Kindern? Wir dürfen nicht zulassen, dass diejenigen, die deren Fundament für die Zukunft legen, schlecht bezahlt und auseinanderdividiert, von der Politik im Stich gelassen und sogar innerhalb der eigenen Berufsgruppe von den Vertretern als Schmuddelkinder gesehen werden. All die Lehrer und Professoren in den AHS, BHS, Fachhochschulen und Universitäten sind auf das angewiesen, was die Elementarschulen säen.

Man kann an Lehrerinnen und Lehrern viel kritisieren – und der Verfasser dieser Zeilen nimmt sich da kein Blatt vor den Mund.

Aber gute Lehrerinnen und Lehrer und auch schon vorher Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen müssen wie Stars behandelt werden, sie sind ordentlich zu bezahlen und verdienen etwas ganz seltsam Klingendes: Respekt.

Auf dass sich dann noch viele Ihrer Schützling nach Jahrzehnten an die Namen erinnern.

Danke an Fr. Pichler, Fr. Wechtitsch, Fr. Ruhri, Hr. Weisi, Fr. Pinter, Fr. Pauritsch, Fr. Wetz und ganz besonders Christian J. Bernhard (+).